Unternehmen sind die Motoren der sozialen Nachhaltigkeit. Sie können den Wandel vorantreiben und gleichzeitig von greifbaren Vorteilen profitieren:
- Unternehmen als Akteure für soziale Gerechtigkeit
- Soziale Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
- Beispiele zur praktischen Umsetzung
Wir erklären, wie Sie Ihr KMU sozial nachhaltiger machen:
- Definition: Was ist soziale Nachhaltigkeit?
- Gefordert von der Weltgemeinschaft: Gerechtigkeit und Chancengleichheit
- Soziale Nachhaltigkeit: Was hat Soziales mit Nachhaltigkeit zu tun?
- Vorteile sozialer Nachhaltigkeit für Ihr KMU
- Beispiele: Massnahmen für mehr soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen
- Fazit: Von sozialer Nachhaltigkeit profitieren alle, auch Ihr KMU
Soziale Nachhaltigkeit strebt ein menschenwürdiges Leben für alle an. Das bedeutet in erster Linie eine chancengleiche Teilhabe am Arbeitsmarkt und am gesellschaftlichen Leben. Da dies für heutige und künftige Generationen gleichermassen gilt, setzt soziale Nachhaltigkeit einen schonenden Umgang mit Ressourcen voraus.
Welche Chancen ein Mensch hat und ob sein Leben menschenwürdig ist, hängt im Wesentlichen von seinen Arbeitsbedingungen ab. Diese werden zwar durch Gesetze und soziale Standards definiert. Letztlich arbeiten Menschen aber in Unternehmen. Entsprechend gross ist der Einfluss von Unternehmen auf die soziale Nachhaltigkeit. Zentral dabei sind die Einhaltung von Arbeitsrechten und Sozialstandards sowie die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten.
Die Vereinten Nationen haben sich mit der Agenda 2030 auf 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung geeinigt. Das sind die sogenannten Sustainable Development Goals (kurz SDG). Diese betreffen neben der Umwelt auch die Wirtschaft und die Gesellschaft.
Die sozialen Entwicklungsziele der Agenda 2030 streben eine stabile Gesellschaft an, die Menschenwürde gewährleistet, Arbeits- und Menschenrechte sichert und an der alle teilhaben können. Dafür sollen vorweg Armut und Hunger auf der Welt beseitigt werden. Nur wer nicht hungert, kann sich auch um die Umwelt und die Gesellschaft kümmern. Weiter im sozialen Fokus der Agenda 2030 sind:
- Gesundheit (Ziel 3)
- Bildung (Ziel 4)
- Gleichstellung der Geschlechter (Ziel 5)
- Menschenwürdige Arbeit (Ziel 8)
- Verringern der Ungleichheit in und zwischen Ländern (Ziel 10)
- Nachhaltige Städte und Gemeinden (Ziel 11)
- Die inklusive Gesellschaft (Ziel 16)
Im Kern geht es darum, dass alle Menschen heute und in Zukunft die gleichen Chancen haben.
Durch eine nachhaltige Entwicklung sollen die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Dies betrifft ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermassen. Denn:
- Wenn der Schutz der Umwelt allein angestrebt wird, hungern wir früher oder später
- Wenn wir nur materiellen Wohlstand anstreben, zerstören wir unsere Lebensgrundlagen
- Wenn soziale Aspekte unberücksichtigt bleiben, zerstören wir die Gesellschaft, worunter wiederum die Umwelt und die Wirtschaft leiden
Nachhaltigkeit muss also ganzheitlich gedacht werden. Darum ist soziale Nachhaltigkeit eine der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Mehr über die beiden anderen Säulen erfahren Sie in unseren Artikeln über ökonomische Nachhaltigkeit und ökologische Nachhaltigkeit.
Auch wir übernehmen mit unserem Geschäfts- und Wertschöpfungsmodell Verantwortung für heutige und zukünftige Generationen. Mehr dazu erfahren Sie unter «Nachhaltigkeit».
Unternehmen haben nicht nur einen grossen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung, sie profitieren auch von eigenen Bemühungen um Nachhaltigkeit:
- Unternehmen, die sich für soziale Nachhaltigkeit engagieren, profitieren von einem besseren Image. Es kann helfen, neue Mitarbeitende anzuziehen und bestehende zu halten (vgl. «Warum Nachhaltigkeit für Ihre Arbeitgebermarke wichtig ist», kununu Nachhaltigkeitscheck 2023). Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein grosses Plus.
- Sie können weiter für ihre Produkte und Dienstleistungen einen höheren Preis erzielen.
- Nachhaltige Produkte werden zudem vermehrt nachgefragt, wodurch nachhaltige Unternehmen Marktanteile gewinnen (vgl. Harvard Business Manager: «Warum es sich lohnt, nachhaltige Produkte zu führen»). Und auch Investoren verlangen Nachhaltigkeit (vgl. Studie der Hochschule Luzern, zitiert in der Handelszeitung: «Nachhaltigkeit bald wichtiger als Rendite?»).
- Das soziale Engagement am Sitz respektive Produktionsstandort fördert den guten Ruf bei der lokalen Bevölkerung, was wiederum zu Aufträgen führen kann. Die Verankerung in der Bevölkerung ist wertvoll, wenn politische Entscheide anstehen, die für das Unternehmen wichtig sind.
- Wer Diversität fördert, gewinnt an Perspektiven. Weiterbildung hält die Mitarbeitenden und damit das Unternehmen auf dem neuesten Stand.
- Ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitenden, wozu ihr Einbezug gehört, erhöht ihre Identifikation mit dem Unternehmen. Dies gilt auch für gemeinsame Werte.
- KMU, die gute Löhne bezahlen und hohe Sozialleistungen bieten, haben motiviertere Mitarbeitende und eine tiefere Fluktuationsrate.
- Behalten die Unternehmen zudem die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden im Blick, werden sie weniger krankheitsbedingte Ausfälle verzeichnen.
Nachhaltige Unternehmen sind anpassungsfähiger und krisenresistenter, denn ihre diversen Mitarbeitenden bringen verschiedene Perspektiven ein. Gesunde und motivierte Mitarbeitende setzen sich stärker für das Unternehmen ein. Zudem finden sie dank Weiterbildungen innovative Lösungen am Puls der Zeit.
Wenn Sie die soziale Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen angehen möchten, setzen Sie bei den folgenden Themen an. Zumindest die ersten drei Punkte können Sie auch mit bescheidenen finanziellen Mitteln umsetzen:
- Wertschätzung und Einbindung: Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden Wertschätzung und binden Sie sie in Entscheidungsprozesse ein. Lesen Sie dazu mehr in unserem Artikel zu «Mitarbeiterwertschätzung».
- Soziale Integration und Zusammenhalt: Fördern Sie die Integration verschiedener Gruppen und Kulturen im Betrieb und am Standort.
- Soziale Gerechtigkeit: Behandeln Sie alle Mitarbeitenden gleich und fair. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich zu entwickeln.
- Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechte: Bieten Sie den Mitarbeitenden faire Arbeitsbedingungen. Dazu gehören eine angemessene Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Beachten Sie die Rechte der Mitarbeitenden.
- Bildung und Gesundheit: Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden bei Weiterbildungen und fördern Sie ihre Gesundheit. Wie Sie Ihre Mitarbeitenden beispielsweise mental stärken, erfahren Sie in unserem Artikel «Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz».
- Armutsbekämpfung: Zahlen Sie gerade im niederen Lohnsegment möglichst gute Löhne, um Armut zu bekämpfen und ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
💡 Gut zu wissen
Bei all diesen Punkten geht es nicht nur um die Situation der eigenen Angestellten, sondern immer auch um die Bedingungen entlang der Lieferkette. Soziale Nachhaltigkeit verlangt von Unternehmen, überall dort Verantwortung zu übernehmen, wo ihr Handeln erheblich ist.
Es gibt also viele Bereiche, in denen Sie Ihr Unternehmen sozial nachhaltiger machen können. Im Folgenden zeigen wir Ihnen Beispiele, wo Sie ansetzen können.
Arbeitnehmende müssen heutzutage immer mobiler, flexibler und ständig erreichbar sein. Da kommt zuweilen die Gesundheit zu kurz. Psychische und physische Erkrankungen kosten Arbeitgeber, Versicherungen und den Staat viel Geld. Auch dann, wenn Mitarbeitende trotz Krankheit arbeiten gehen – was Fachleute als «Präsentismus» bezeichnen. Laut dem Job-Stress-Index 2022 der Gesundheitsförderung Schweiz (PDF, 669 KB) verursachte Präsentismus im Jahr 2022 einen Produktionsverlust von 5 Milliarden Franken. Unternehmen können hier viel dazu beitragen, dass diese Kosten gar nicht entstehen, indem sie ein gesundes, positives und sicheres Arbeitsumfeld schaffen.
Massnahmen, die der Gesundheit der Mitarbeitenden dienen, werden betriebliches Gesundheitsmanagement, kurz BGM, genannt. Unternehmen, die sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden kümmern, tragen zur sozialen Nachhaltigkeit bei und haben weniger krankheitsbedingte Absenzen. Ein Beispiel für eine BGM-Massnahme, die auch in KMU einfach umsetzbar ist: Halten Sie Ihre Mitarbeitenden an, nicht zu arbeiten, wenn sie krank sind, weil sie riskieren, Kolleginnen und Kollegen anzustecken, die dann ebenfalls ausfallen. Wer sich von einer Krankheit nicht vollständig erholt, läuft Gefahr, erneut zu erkranken, im schlimmsten Fall sogar chronisch. Das geht alles auch zulasten des Arbeitgebers. KMU tun also gut daran, dafür zu sorgen, dass kranke Mitarbeitende zuhause bleiben, sich erholen und nicht etwa im Homeoffice weiterarbeiten.
Lesen Sie mehr zu den Themen Präsentismus und gesunde Ernährung im Betrieb in unseren entsprechenden Artikeln.
Leistungsgerechte Einkommen und gute Sozialleistungen sind zentral für die soziale Nachhaltigkeit: Nur fair entschädigte Mitarbeitende bleiben langfristig im Unternehmen. Wenn Sie soziale Nachhaltigkeit fördern möchten, sorgen Sie für eine anständige Entschädigung Ihrer Mitarbeitenden und vergessen Sie dabei die Arbeitnehmer entlang Ihrer Lieferkette nicht. Auch sie müssen von ihrer Arbeit leben und ein menschenwürdiges Leben führen können.
Unternehmen stehen hier in der Verantwortung: Wer von seinem Lohn nicht leben kann, kann nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und seine Lebenschancen nicht wahrnehmen. Dies steht im Widerspruch zur sozialen Nachhaltigkeit.
Im Vergleich zu befristeten Anstellungen erlauben Festanstellungen den Mitarbeitenden, ihr Leben besser zu planen, und schützen sie vor Arbeitslosigkeit und Armut. Wer festangestellt ist, hat eine Sorge weniger, hat ein beständigeres Berufsleben und kann daneben besser am Sozialleben teilnehmen.
Darum kann Ihr Angebot für eine Festanstellung ein Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit sein. Wenn Sie zudem noch flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, die die Vereinbarkeit von Beruf und Weiterbildungen oder Kinderbetreuung erleichtern, haben Sie schon viel für die langfristige Bindung Ihrer Mitarbeitenden getan.
Wenn sich Mitarbeitende bei der Arbeit wohlfühlen und wertgeschätzt werden, sind sie motivierter und loyaler. Sorgen Sie deshalb für ein gutes Arbeitsklima: angenehme Arbeitsumgebung und ebensolche Arbeitsplätze oder Betriebsausflüge sind Beispiele hierfür. Wertschätzung gegenüber Ihren Mitarbeitenden ist für Mitarbeitende fast so wichtig wie das Gehalt, kostet aber weniger. Hier zu investieren, lohnt sich. Eine Form der Wertschätzung, die gar nichts kostet: Mitarbeitende stärker in Entscheidungsprozesse einbinden.
Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Artikel Mitarbeiterwertschätzung.
Zur sozialen Nachhaltigkeit gehört das Engagement von Unternehmen am Standort, die Pflege des Kontakts zu den Bürgerinnen und Bürgern sowie zu den Gemeinden. Sichern Sie sich damit das Wohlwollen der Bevölkerung.
Beispiele: Unterstützen Sie den lokalen Fussballverein oder stellen Sie Ihre Mitarbeitenden für einen gemeinnützigen Zweck temporär frei. Verursacht Ihr Betrieb Geruchs- oder Lärmemissionen, reduzieren Sie diese Emissionen auf ein Minimum, auch wenn das Gesetz eine stärkere Belastung der Anwohner zulässt.
Bietet Ihr KMU hervorragende Arbeitsbedingungen für Ihre Mitarbeitenden? Das ist vorbildlich und wird Ihren Geschäftserfolg fördern. Aber wie sieht es mit den Menschen aus, die entlang Ihren Lieferketten arbeiten, finden auch sie gute Arbeitsbedingungen vor? Leben sie in Würde oder in Armut?
Wenn Sie nachhaltig sein wollen und dies kommunizieren möchten, ist es wichtig, dass Sie auch die Lieferketten Ihres Unternehmens unter die Lupe nehmen. Die Welt wird nicht nachhaltig, wenn wir in der Schweiz «alles richtig machen», jedoch anderswo die Menschen in Armut lassen und damit um ihre Chancen bringen. Gerade von den Medien werden Unternehmen auch für die Zustände entlang der Lieferkette in die Verantwortung genommen.
Wenn Unternehmen bloss behaupten, sie seien nachhaltig, betreiben sie sogenanntes Greenwashing, das hohe Reputationsrisiken birgt. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel «Nachhaltigkeit im Unternehmen: Handlungsbedarf für KMU».
Auch der Gesetzgeber hat erkannt, dass die Verantwortung von Unternehmen nicht an der Landesgrenze endet und es nicht reicht, lediglich in der Schweiz nachhaltig zu sein. Schweizer Unternehmen müssen in der Lieferkette Sorgfaltspflichten einhalten und teilweise darüber Bericht erstatten. Dies, wenn sie mit gewissen Mineralien oder Metallen aus Konflikt- und Hochrisikogebieten zu tun haben oder Produkte und Dienstleistungen anbieten, bei denen der Verdacht auf Kinderarbeit besteht (vgl. Artikel 964j des Obligationenrechts).
Nachhaltigkeit wird von Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden, aber auch von Banken und Investoren zunehmend gefordert. Sie kommen als KMU also gar nicht darum herum, dieses Thema zu beachten.
Ihr KMU sozial nachhaltiger zu machen, muss zum Glück nicht teuer sein: Wertschätzung und Einbindung der Mitarbeitenden, die Integration unterschiedlicher Menschen und die Gleichbehandlung aller kosten Sie kaum etwas. Damit leisten Sie bereits einen Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit.
Sozial nachhaltiges Wirtschaften ist zudem nicht selbstlos: Ihre Firma profitiert von der Förderung der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeitsbemühungen wirken sich positiv auf Ihr Image aus und können höhere Preise legitimieren. Sie steigern überdies Ihre Attraktivität als Arbeitgeber, sprechen Kundinnen und Kunden an, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, und können damit allenfalls Marktanteile gewinnen.
Mit bald 15 Jahren Erfahrung ist Marc Sandmeier die treibende Kraft hinter unserem Engagement für Nachhaltigkeit. Sein Weg begann als Pionier im Nachhaltigkeitsmanagement bei einer Kantonalbank.
Heute ist er Sustainability Lead und leitet das Nachhaltigkeitsmanagement in der Schweiz. In dieser Funktion arbeitet er unermüdlich daran, Nachhaltigkeit ins Zentrum der Unternehmensstrategie zu rücken. Seine Vision: Baloise in allen Nachhaltigkeitsdimensionen «Ökologie, Ökonomie und Soziales» in der Versicherungsbranche weiterzuentwickeln.