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Nachhaltigkeitsplattform für KMU Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Wie Sie Ihre Mitarbeitenden mental stärken

Psychische Belastungen im Beruf nehmen zu. Mit den richtigen Massnahmen fördern Sie die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden. Das erwartet Sie:

  • 8 Tipps für Arbeitgeber zur psychischen Gesundheit
  • Was ein gesunder Führungsstil ist
  • Psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz
Zur Zusammenfassung
Jacqueline Schreiber Leiterin HR Gesundheitsmanagement Baloise Schweiz 25. Juli 2024 Nachhaltigkeit für KMU
6,5 Milliarden Franken gehen den Schweizer Unternehmen jedes Jahr verloren, weil ihre Mitarbeitenden unter arbeitsbezogenem Stress leiden. Was können Arbeitgebende für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden tun? Hier finden Sie praktische Tipps.
Zusammenfassung
  • Priorisieren: Unternehmen haben viele Möglichkeiten – und auch die Pflicht, für das mentale Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu sorgen. Nur gesund sind diese fähig und motiviert, gute Leistungen zu erbringen.

  • Führen: Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle für das mentale Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden. Ein gesunder Führungsstil kann mentale Probleme im besten Fall verhindern oder ermöglicht zumindest, darüber zu sprechen und zu handeln.

  • Vorbeugen: Psychische Belastungen in der Arbeitswelt nehmen zu. Unternehmen, die sich mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement präventiv und systematisch um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden kümmern, verhindern Leid und hohe Kosten.

  • Unterstützen: Risiken für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz gibt es viele. Es hilft den Mitarbeitenden, wenn Führungskräfte diese kennen und wenn möglich eliminieren. Wichtig ist, dass sie mentale und körperliche Beschwerden sowie Verhaltensänderungen einer Person als Signal wahrnehmen, dass jemand aus dem Gleichgewicht gerät. Je früher geholfen werden kann, desto besser.

Psychische Gesundheit stärken: 8 Tipps für Arbeitgeber

Menschen sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens. Erfolgreich arbeiten kann es nur, wenn die Mitarbeitenden motiviert und leistungsfähig sind. Arbeitgeber sind nicht zuletzt von Gesetzes wegen verpflichtet, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen. Was können Arbeitgeber konkret für das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden tun?

  1. Ein angenehmes Betriebsklima schaffen: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeitenden gern zur Arbeit kommen. Etwa durch eine wertschätzende Unternehmenskultur, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Ideen und Meinungen offen einbringen und wo Leistung mit Lob, Dank und einem fairen Gehalt anerkannt wird. Konkrete Ideen für die Praxis liefert unser Artikel «Wertschätzung von Mitarbeitern: Bedeutung, Wirkung und 15 Ideen zur Umsetzung».
  2. Work-Life-Balance unterstützen: Bieten Sie flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und Homeoffice-Möglichkeiten an, um eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu ermöglichen. Auf Schwierigkeiten im Privatleben haben Sie zwar keinen Einfluss, aber Sie können dazu beitragen, dass sie dem Arbeitsleben nicht schaden.
  3. Ergonomische Arbeitsplätze bereitstellen: Stellen Sie sicher, dass die Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet sind, um körperliche und psychische Belastungen zu reduzieren. Dazu gehören Bürostühle oder Stehpulte, die sich individuell anpassen lassen, aber auch gute Lichtverhältnisse.
  4. Stressbewältigungskurse anbieten: Organisieren Sie Workshops und Coachings zur Stressbewältigung und Achtsamkeit. Das stärkt die Widerstandfähigkeit (Resilienz) Ihrer Mitarbeitenden. Im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements gibt es dafür massgeschneiderte Unterstützungsangebote.
  5. Gesundheitsfördernde Programme anbieten: Bieten Sie Programme zur Gesundheitsförderung an, zum Beispiel Fitnesskurse oder Ernährungsberatung. Diese sind im Idealfall Teil einer gezielten betrieblichen Gesundheitsförderung. Wie viel Geld Sie damit sparen können, erfahren Sie mit unserem Rechner.
  6. Bei psychischen Problemen unterstützen: Stellen Sie Ressourcen und Unterstützung für Mitarbeitende bereit, die mit psychischen Beschwerden zu kämpfen haben, etwa durch interne Vertrauenspersonen, betriebliche Sozialdienste oder externe Beratungsangebote und Anlaufstellen wie ensa.
  7. Führungskräfte schulen: Sensibilisieren Sie Ihre Führungskräfte für das Thema psychische Gesundheit und schulen Sie sie im Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden. Pro Mente Sana bietet dafür Kurse an.
  8. Angenehme Arbeitsumgebung schaffen: Sorgen Sie für ein angenehmes Arbeitsumfeld und Arbeitsbedingungen mit ausreichend Licht, frischer Luft und Ruhebereichen. Gerade permanenter Lärm ist ein Risikofaktor für die mentale Gesundheit.
Was können Führungskräfte tun? 10 Elemente eines gesunden Führungsstils

Führungspersonen nehmen eine doppelte Schlüsselrolle ein: Einerseits hat ihr Verhalten direkte Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden. Andererseits sind sie es, die im Gespräch und Umgang mit ihren Mitarbeitenden psychische Probleme unter Umständen früh erkennen und darauf reagieren können. Dies sind Elemente eines gesunden Führungsstils, der die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden stärkt:

1. Offene Kommunikation fördern

Schaffen Sie eine Kultur, in der man offen über sein psychisches Befinden sprechen kann. Wer sich vor Stigmatisierung fürchtet, wird psychische Erkrankungen und Probleme nicht preisgeben. Unterstützende Massnahmen werden dadurch unnötig verzögert.

2. Sich interessieren

Widmen Sie sich nicht nur der Leistung Ihres Personals. Interessieren Sie sich vielmehr für die Menschen, die Sie beschäftigen, beispielsweise für ihre Hobbys. Achten Sie jedoch darauf, keine persönlichen Grenzen zu überschreiten.

3. Sicherheit geben

Kommunizieren Sie Ihre Erwartungen und Ziele klar und transparent. Das macht Sie als Führungsperson berechenbar. Etablieren Sie zugleich eine Kultur, in der Fehler gemacht werden dürfen. Sie passieren sowieso. Im schlimmsten Fall werden sie verschleiert, im besten Fall lernt man gemeinsam daraus.

4. Wertschätzung zeigen

Wertschätzung des Unternehmens drückt sich im Lohn und in Fringe Benefits aus. Nicht weniger wichtig ist die direkte Wertschätzung durch die Führungskraft: Indem sie Vertrauen schenkt, Verantwortung überträgt und den geleisteten Einsatz anerkennt. Praktische Ideen finden Sie in unserem Artikel «Wertschätzung von Mitarbeitern: Bedeutung, Wirkung und 15 Ideen zur Umsetzung».

5. Belastungen richtig verteilen

Die Menge an Arbeit muss sich für jede Person im richtigen Rahmen bewegen und ihren Qualifikationen und Aufgaben entsprechen. Weder zu viel noch zu wenig Arbeit tut der psychischen Gesundheit gut.

6. Motivieren statt Druck aufsetzen

Wenn die Menge der Arbeit hoch und die Zeit knapp ist, steigt der Druck. Denken Sie daran: Ist der Druck ständig zu hoch, löst dies permanenten Stress aus. Stress wirkt sich langfristig negativ auf die psychische und ebenso die physische Gesundheit aus.

7. Handlungs- und Entscheidungsspielraum geben

Mitarbeitende, die im Rahmen ihrer Expertise und Erfahrung Handlungsspielraum bekommen und eigenständig Entscheide treffen können, erleben Selbstwirksamkeit. Das motiviert sie, eine gute Leistung zu erbringen. Stärken Sie Ihren Mitarbeitenden dafür den Rücken. In Krisen kann es aber auch nötig sein, Mitarbeitende vom Entscheidungsdruck zu entlasten.

8. Regelmässige Pausen fördern

Ermutigen Sie Mitarbeitende, regelmässige Pausen einzulegen und sich zu erholen. Das gilt auch beim Arbeiten im Homeoffice und besonders für Wochenenden und Ferien. Seien Sie als Führungsperson darin ein Vorbild für Ihre Mitarbeitenden. Kaum jemand muss immer erreichbar sein.

9. Antidiskriminierende Haltung zeigen

Stellen Sie sich entschlossen gegen jede Art von Diskriminierung oder Belästigung, damit sich alle Mitarbeitenden am Arbeitsplatz wohlfühlen. Beispielsweise sind anzügliche oder herablassende Bemerkungen oder auch ungerechte Bevorzugungen ein absolutes No-Go und dürfen nicht toleriert werden.

10. Teamgeist stärken

Fördern Sie den Zusammenhalt im Team durch Teambuilding-Aktivitäten wie Ausflüge oder gemeinsame Pausen sowie regelmässige Teamveranstaltungen. Das steigert das gegenseitige Vertrauen und schafft eine Grundlage, auch über Emotionen zu sprechen.

Unguter Trend: Psychische Belastungen nehmen zu

Psychische Belastungen nehmen gesamthaft zu, wie die Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2022 ergab. Einen ähnlichen Trend zeigt der Job-Stress-Index 2022: Über 28 Prozent der Befragten berichten über mehr Belastungen als Ressourcen, und über 30 Prozent fühlen sich emotional erschöpft. Arbeitsbezogener Stress kostet die Schweizer Wirtschaft rund 6,5 Milliarden Franken. Und gemäss der Stiftung Pro Mente Sana zeigt sogar jede vierte Arbeitskraft Anzeichen psychischer Probleme. 

Was ist psychische Gesundheit? «Ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.» So definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) psychische Gesundheit. Im Privat- und Arbeitsleben wirken überall positive und negative Kräfte. Wir alle haben Möglichkeiten, mental gesund zu bleiben. Als Arbeitgeber haben Sie es in der Hand, diese Kräfte zu fördern. Lesen Sie dazu unseren Artikel: Mentale Gesundheit verbessern: 9 praktische Tipps.

 

Was sind psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz?

Zu den psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz gehören:

  • Arbeitsüberlastung: Hoher Druck und über längere Zeit zu viele Aufgaben können zu Stress oder Burnout führen. Nur negativer Stress ist schädlich. Über kürzere Zeit und mit den richtigen Mitteln zum Ausgleich kann Stress auch motivierend wirken.
  • Unterforderung: Neben zu viel Arbeit kann auch zu wenig oder zu monotone Arbeit die mentale Gesundheit gefährden.
  • Mobbing und Diskriminierung: Schikanen, Belästigung oder Diskriminierung durch Vorgesetzte oder Teammitglieder belasten die Psyche.
  • Sexuelle Belästigung: Unerwünschte sexuelle Annäherungen oder Kommentare können das Wohlbefinden stark beeinträchtigen.
  • Schlechte Führungspraxis: Dazu gehören beispielsweise unklare Zuständigkeiten, mangelnde Wertschätzung oder Unterstützung, fehlendes Einbeziehen bei Entscheidungen, mangelnde Kommunikation oder auch ein schlechtes Management von Veränderungen.
  • Arbeitsplatzunsicherheit: Die Angst um den Arbeitsplatz kann zu chronischem Stress führen.
  • Ungünstige Arbeitsumgebung: Lärm oder schlechte Infrastruktur am Arbeitsplatz beeinflussen Psyche und Körper bis hin zu gravierenden Gesundheitsproblemen.
  • Permanente Erreichbarkeit: Wer in einer rundum vernetzten Welt nicht mehr abschalten kann und meint, permanent erreichbar sein zu müssen, kommt nie zur Ruhe – eine Gefahr für die mentale Gesundheit.
Signale bei der Arbeit erkennen: Wie äussern sich psychische Belastungen?

Psychische Belastungen äussern sich auf drei Ebenen: mental, im Körper und im Verhalten der betroffenen Person.

  • Auf mentaler Ebene begünstigen sie Depressionen, Angststörungen, Burnouts etc.
  • Körperlich begünstigen sie unter anderem Muskel-Skelett-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes.
  • Auf Ebene des persönlichen Verhaltens ist jemand beispielsweise in sich zurückgezogen, lustlos und demotiviert, unkonzentriert, überfordert, ablehnend und fehlt häufig. Auch der vermehrte Konsum von Alkohol und psychoaktiven Substanzen sind mögliche Anzeichen für psychische Belastungen.

Was tun, wenn bei der Arbeit auffällt, dass jemand Anzeichen psychischer Überlastung zeigt? Die Person ansprechen und fragen: «Wie geht es dir?» Organisationen wie Pro Mente Sana bieten spezielle Kurse für Erste-Hilfe-Gespräche an. Hier lernen FührungskräfteMitarbeitende und Berufsbildende, auf die mentale Gesundheit ihrer Mitmenschen zu achten und richtig zu reagieren.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich

Ist die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden beeinträchtigt, ist das nicht nur für die betroffenen Personen und deren Umfeld schlimm. Auch die Nachteile für das Unternehmen sind gross. Dazu gehören:

  • Sinkende Motivation, Leistungen und Produktivität
  • Schlechtes Arbeitsklima
  • Präsentismus: trotz Krankheit am Arbeitsplatz
  • Mehr kurz- und langfristige Absenzen
  • Erhöhte Fluktuation
  • Erhöhter organisatorischer und administrativer Aufwand
  • Mehr Unfälle
  • Gefährdung von Kundenbeziehungen

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hilft dabei, die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken. In die Prävention zu investieren, lohnt sich. Wie viel Geld Sie damit einsparen? Berechnen Sie das Einsparpotenzial eines systematischen betrieblichen Gesundheitsmanagements mit unserem Rechner. Bei Fragen sind wir gerne für Sie da.

 

Mit ihrer umfangreichen Erfahrung leitet Jacqueline Schreiber seit 2006 das Betriebliche Gesundheitsmanagement und das HR Case Management bei der Baloise Versicherung AG.

Unter ihrer Führung wurde Baloise seit 2010 kontinuierlich mit dem Label «Friendly Work Space» von Gesundheitsförderung Schweiz ausgezeichnet. Jacqueline besitzt einen MAS in Sozialrecht von der FH Nordwestschweiz und setzt sich dafür ein, ein gesundes und attraktives Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen.
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