Auf der Elektromobilität ruhen grosse Hoffnungen für den Klimaschutz. Hier erfahren Sie mehr über
- die aktuelle Entwicklung der E-Mobilität in der Schweiz,
- die unterschiedlichen Fahrzeuge mit Elektroantrieb und
- die Herausforderungen, die es noch zu bewältigen gilt.
In der Elektromobilität steckt das Potenzial, klimaneutrale Beförderung zu ermöglichen. Schon heute wird ein grosser Teil des Stroms im öffentlichen Netz aus erneuerbaren Energien gewonnen – die Grundlage für einen «sauberen» Betrieb. Wer ein Eigenheim besitzt und Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage gewinnt, kann sein Elektroauto sogar zu Hause klimafreundlich laden. Gleiches gilt für Menschen, die Ökostrom beziehen.
Eine wichtige Rolle könnte die Elektromobilität in der Zukunft auch spielen, wenn es darum geht, das Stromnetz zu stabilisieren. Wind- und Sonnenenergie stehen wetterabhängig zur Verfügung. Hier kommt es also zu plötzlichem Stromüberschuss, während bei Bedarfsspitzen möglicherweise nicht ausreichend Strom zur Verfügung steht. Parkierende Elektroautos könnten diese Schwankungen ausgleichen, wenn die Batterien als Zwischenspeicher genutzt werden.
Dieses sogenannte «bidirektionale Laden» – die Fähigkeit, Strom aufzunehmen und auch wieder abzugeben – bietet verschiedene Optionen:
- Vehicle-to-Device (V2D): Mit gespeichertem Strom können kleine Elektrogeräte versorgt werden.
- Vehicle-to-Home (V2H): Der gespeicherte Strom kann in das Stromnetz des Haushalts eingespeist werden.
- Vehicle-to-Grid (V2G): Mit entsprechender Technik könnten die Batterien sogar direkt mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden werden.
Nötig ist dazu in jedem Fall ein intelligentes Lastmanagement, das festlegt, wohin der Strom fliessen und wie er genutzt werden soll. Die Umsetzung steckt noch in den Kinderschuhen, zu klären sind auch viele rechtliche Aspekte wie beispielsweise die Abrechnung, notwendige Normen und die Haftung bei eventuellen Schäden. Das Potenzial ist jedoch gross: Zehntausende Elektroautos könnten die Energieversorgung nachhaltig stabilisieren.
«Ein E-Auto fährt mit Strom» – ganz so einfach ist es mit der Elektromobilität nicht. Hier unterscheidet man hauptsächlich zwischen drei Fahrzeugtypen mit unterschiedlichem Antrieb: BEV, HEV und PHEV.
«BEV» steht für «Battery Electric Vehicle». Diese reinen Elektrofahrzeuge werden zu 100 % mit Strom betrieben. Sie verfügen über keinen Verbrennungsmotor. In der Schweiz machen sie unter den Alternativantrieben derzeit einen Marktanteil von etwa 27 % aus.
Das «Hybrid Electric Vehicle», kurz «HEV», ist ein Hybrid-Auto ohne Stecker. Es ist mit einem Verbrennungs- und einem Elektromotor ausgestattet, jedoch wird die Hauptenergie mittels des Verbrennungsmotors erzeugt. Elektrische Energie gewinnt das Fahrzeug je nach Modell aus der Bremsenergie oder aus dem Betrieb des Verbrennungsmotors. Aus diesem Grund lassen sich mit dem Elektroantrieb nur kurze Strecken mit vergleichsweise geringer Geschwindigkeit bewältigen.
Das «Plug-in Hybrid Electric Vehicle», kurz «PHEV», vereint Verbrennungs- und Elektromotor mit der Möglichkeit, das Auto direkt per Stecker mit Strom zu laden. Es hat somit eine grössere Reichweite und das Potenzial zu höheren Geschwindigkeiten als der steckerlose Hybrid. Der Marktanteil ist jedoch mit etwa 9 % vergleichsweise gering.
Derzeit noch sehr selten vertreten und ausserordentlich teuer ist das «Fuel Cell Electric Vehicle» (FCEV), das über einen Brennstoffzellenantrieb verfügt. Dieser umweltschonende Antrieb basiert auf der Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser, bei der die freiwerdende Energie genutzt wird, um das Auto anzutreiben. Weit häufiger kommt der sogenannte «Reichweitenverlängerer» (Range Extended Electric Vehicle, REEV) vor: Diese Fahrzeuge verfügen neben dem Elektroantrieb über einen zusätzlichen kleinen Verbrennungsmotor. Er dient jedoch nicht dem Antrieb, sondern verlängert lediglich die Strecke, die vor der nächsten Ladung gefahren werden kann.
Welches Fahrzeug am besten geeignet ist, richtet sich nach Ihren individuellen Anforderungen. Folgende Kriterien können bei der Auswahl unter anderem eine Rolle spielen:
- Reichweite: Welche Distanzen möchten Sie mit dem Auto bewältigen? Fahren Sie eher in der Stadt oder planen Sie auch längere Reisen – vielleicht sogar ins Ausland?
- Grösse: Soll die gesamte Familie im Auto Platz finden oder sind Sie eher allein unterwegs? Wo werden Sie typischerweise parkieren?
- Budget: Das neueste Modell vom Marktführer oder ein günstiger Gebrauchtwagen? E-Autos gibt es inzwischen so lange, dass der Kauf das Budget nicht mehr sprengen muss. In unserem Artikel können Sie nachlesen, wie viel ein (Elektro-)Auto im Jahr kostet.
- Ladeart: Wenn Sie viel unterwegs sind, ist ein E-Auto besser geeignet, das Schnellladevorgänge erlaubt – beispielsweise an Tankstellen auf Autobahnen.
Die Elektromobilität ist in der Schweiz und europaweit auf dem Vormarsch. Damit die Umweltziele, die damit verbunden sind, erreicht werden, muss vor allem eine nachhaltige Produktion der Elektroautos und insbesondere der verwendeten Batterien (hauptsächlich Lithium-Ionen-Batterien) gesichert werden. Das betrifft die gesamte Wertschöpfungskette und bedeutet im Detail:
- Nutzung von Rohstoffen, die umweltfreundlich und/oder nachhaltig bezogen werden können,
- faire und menschenrechtlich unbedenkliche Arbeitsbedingungen für die Förderung dieser Rohstoffe,
- Produktion und Logistik unter Zuhilfenahme erneuerbarer Energien,
- sinnvolle Nachnutzung der Batterien nach Ende der Verwendung und
- umweltverträgliches Recycling.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für verbesserte E-Mobilität in der Schweiz und allgemein in Europa ist der Ausbau des Ladestation-Netzes. Insbesondere für weitere Reisen ist eine durchgängige Versorgung mit Lademöglichkeiten unterwegs unerlässlich. In manchen Ländern Europas sind Schnellladestationen schon nahezu flächendeckend etabliert, doch noch immer ist es notwendig, Reiserouten vorab zu planen – und dabei auch den Mehrverbrauch bei Autobahnfahrten zu berücksichtigen.
Tipp: Wenn Sie mit dem E-Auto reisen möchten, ist die Ausstattung mit einem CCS- oder CHAdeMO-Stecker sinnvoll. Dieser ermöglicht das Aufladen an Schnellladestationen. Der Touring Club Schweiz (TCS) bietet eine Übersicht über die Ausstattung beliebter Ferienländer mit Ladestationen.
In der ersten Jahreshälfte 2023 gab es in der Schweiz rund 134'000 Elektroautos und knapp 15'000 Ladepunkte. Damit schreitet die Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz zwar weiterhin voran, doch im internationalen Vergleich bleibt die Schweiz eher zurück.
Der Präsident der Swiss eMobility, Jürgen Grossen, sieht das Problem vor allem in den begrenzten Möglichkeiten, Heimladestationen zu installieren. Da die Eigentumsquote in der Schweiz vergleichsweise niedrig ist, muss die Installation einer Ladestation mit der Verwaltung abgesprochen sein. Die rechtlichen Bedingungen dafür sind noch ausbaufähig – Swiss eMobility setzt sich aktiv dafür ein.
Auch Positives gibt es aber anzumerken: Das öffentliche Ladenetz in der Schweiz gehört zu den dichtesten in ganz Europa. Wenn Sie also (noch) keine eigene Ladestation zu Hause haben, spricht das nicht gegen die Anschaffung eines E-Autos.
Tipp: Der TCS bietet rund um das Thema Elektromobilität in der Schweiz eine neutrale Beratung an, um interessierten Menschen den Einstieg zu erleichtern. Diese E-Mobilitäts-Beratung können Sie sowohl online als auch vor Ort in Anspruch nehmen.
Die Baloise Elektroautoversicherung übernimmt die Kosten für Schäden an Batterie, Ladestation oder Ladekarte. Jetzt online abschliessen und Ihr E-Auto zuverlässig schützen.