Du fragst dich, welche Strategie du beim Anlegen verfolgen sollst. Wir zeigen dir, wie du zu deinem persönlichen Plan kommst.
- Was in eine Anlagestrategie gehört
- Wie du deine Risikofähigkeit bestimmst
- Welche Anlageklassen sich für dich eignen
Ohne konkreten, längerfristig ausgelegten Plan verkalkulieren sich viele, wenn sie ihr Geld zufällig in allerlei Anlagen investieren. Das muss nicht sein. Wir zeigen dir, was in eine Anlagestrategie gehört, worauf du achten musst und welche Strategieformen es für dich gibt.
Die Anlagestrategie ist der Plan, nach dem du dein Geld investierst. Er ist das Konzept, wie du bei der Geldanlage vorgehst. Dieser Plan berücksichtigt deine persönliche Risikobereitschaft und deine besonderen Interessen. Dafür musst du dir im Klaren sein, welche Anlageziele du in welchem Zeithorizont verfolgst und – ganz wichtig – welche Risiken du eingehen kannst und willst.
Wer in jungen Jahren investiert, kann höhere Risiken in Kauf nehmen als jemand, der bald in Pension geht. Der Grund dafür: Der Anlagehorizont ist für die junge Investorin deutlich länger, mögliche Abwärtsbewegungen lassen sich eher wieder ausgleichen als bei einem kürzeren Zeitraum.
Anlageziel bestimmen
- Vermögensaufbau ist das häufigste Anlageziel. Wer Geld mit diesem Ziel anlegt, tut dies, um die finanzielle Situation zu verbessern. Egal, ob du klein anfängst oder bereits über ein gutes Polster verfügst, bei der Vermögensoptimierung geht es immer darum, eine gute Rendite zu erzielen. Je nach Anlagehorizont und Risikobereitschaft führt ein und dasselbe Anlageziel zu unterschiedlichen Ergebnissen.
- Neuanschaffung: Du planst einen etwas teureren Kauf? Dann muss dein Ziel sein, das bestehende Vermögen zu sichern und moderat wachsen zu lassen. Zudem gilt es, den in der Regel eher kurzen Anlagehorizont zu berücksichtigen. Dein Investment sollte also schnell wieder in Bargeld umgewandelt werden können. Eine kurzfristige Geldanlage mit geringem Risiko erzielt jedoch meist eine niedrige Rendite, wenn überhaupt.
- Altersvorsorge ist ein weiteres verbreitetes Anlageziel. Wer für das Leben nach der Pensionierung vorsorgen möchte, sollte so früh wie möglich mit dem Investieren beginnen. Dabei geht es weniger um kurzfristige Liquidität und eine hohe Rendite mit riskanten Anlagen, sondern um langfristige Investments, bei denen du auch vom Zinseszins-Effekt profitieren kannst.
- Langfristige Existenzsicherung als Anlageziel setzt voraus, dass das Vermögen bereits Zinsen und Erträge für die Finanzierung des Lebensunterhalts abwirft. Wenn nur die Erträge verwendet werden dürfen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, empfiehlt es sich, das Investment auf verschiedene Anlageklassen mit unterschiedlichem Risiko zu verteilen.
Anlageziele sollten konkret und messbar sein und schriftlich festgehalten werden. Im Wesentlichen geht es dabei um den Zeitraum und das anvisierte Ergebnis der Investition. Natürlich können sich die Ziele wie das Leben verändern. Darum ist es sinnvoll, einmal pro Jahr die Geldanlage zu überprüfen. Leichtfertig aufgrund eines aktuellen Ereignisses oder aus einer Laune heraus solltest du bestehende Ziele aber nicht über Bord werfen
Anlageprofil
Wie du dein Geld anlegst, hängt von deiner persönlichen Situation und deinen Erwartungen ab. Die Risikofähigkeit und die Risikobereitschaft bilden zusammen das Anlageprofil.
- Risikofähigkeit: Sie bringt zum Ausdruck, welche finanziellen Risiken du tragen kannst. Wer in der Lage ist, Verluste und Wertschwankungen der Geldanlage zu verkraften, ohne gleich in finanzielle Schwierigkeiten zu rutschen, hat objektiv eine hohe Risikofähigkeit. Wer dagegen eine grosse Investition plant und dafür einen Teil des Vermögens verwenden will, hat eine tiefe Risikofähigkeit. Für die Ermittlung der Risikofähigkeit werden nicht nur finanzielle Kriterien wie Ersparnisse, Verpflichtungen, Anlagehorizont, Einkommen und Vermögen berücksichtigt, sondern auch die Lebenssituation. Eine gut verdienende Single-Person ohne familiäre Verpflichtungen ist deutlich risikofähiger als ein gleichaltriges Paar mit Kind.
- Risikobereitschaft: Sie bezeichnet die subjektive Seite des Anlageprofils. Die persönliche Risikobereitschaft bestimmt, wie weit du als Anlegerin bereit bist, Kursschwankungen und Verluste in Kauf zu nehmen. Im Grunde genommen musst du dafür nur folgende Frage beantworten: Welche Verluste bin ich bereit zu tragen? Wer geringe Verluste nicht tolerieren will, hat eine geringe Risikobereitschaft – auch wenn die Vermögens- und Einkommenssituation auf eine hohe Risikofähigkeit hindeutet.
Grundsätzlich gilt, dass sich das Profil aus dem Minimum von Risikofähigkeit und Risikobereitschaft ergibt. Tiefe Risikofähigkeit bei gleichzeitig hoher Risikobereitschaft führt zu einem vorsichtigeren Anlageprofil. Dasselbe gilt für die Kombination von tiefer Risikobereitschaft und hoher Risikofähigkeit.
Anlageklassen
Du hast Klarheit darüber gewonnen, welche Ziele du mit einem Investment verfolgst und wie viel Risiko drin liegt. Jetzt musst du dir einen Überblick über die Anlagemöglichkeiten verschaffen. Die Einteilung in Anlageklassen (Englisch: assets) sorgt für Übersichtlichkeit in der oft verwirrenden Vielfalt von Angeboten auf dem Finanzmarkt. Als Anlegerin kannst du dich für eine oder mehrere dieser Klassen entscheiden. Wichtig ist dabei, dass du diversifizierst, also möglichst in verschiedene Anlageklassen, Branchen und geografische Räume investierst. Dadurch senkst du das Risiko. Wenn ein Bereich einen Wertverlust erleidet, kann ein anderer diesen Verlust ausgleichen.
- 💰 Geldmarktinstrumente: Der sogenannte Geldmarkt ist die Gruppe der «flüssigen» Anlagen. Klassische Produkte sind Sparkonten, Tages-, Fest- und Callgelder. Festgelder haben eine fixe Laufzeit, Callgelder sind unbefristet. Was du hier investierst, ist schnell verfügbar und weist das geringste Risiko auf. Allerdings vermehrt sich dein Vermögen damit auch kaum. Dennoch solltest du immer einen Teil deines Vermögens in dieser Klasse anlegen, um für Unvorhergesehenes schnell und möglichst ohne Verlust zu flüssigen Mitteln zu kommen.
- 📈 Wertpapiere: Hier bewegst du dich im Kapitalmarkt, wo du langfristig mit höheren Renditen rechnen kannst. Zu den wichtigsten Produkten dieser Anlageklasse gehören Aktien (Anteile an Aktiengesellschaften), Obligationen oder Anleihen (Kredite für Unternehmen und Staaten), Fonds (Korb mit verschiedenen Wertpapieren oder Anlageklassen, in den viele Anlegerinnen und Anleger einzahlen; Vorteil: Risikostreuung) und Exchange Traded Funds oder kurz ETFs (bilden einen Börsenindex oder einen Basiswert ab; sehr breite Risikostreuung).
- 🏘️ Immobilien: In Immobilien kannst du grundsätzlich auf zwei Arten investieren: direkt, indem du eine Liegenschaft kaufst, oder indirekt, indem du in einen Immobilienfonds investierst. In der indirekten Variante legst du dein Geld in Wertpapiere an, die sich auf Immobilien konzentrieren.
- 🛢️ Rohstoffe: Zu dieser Anlageklasse zählen natürliche Stoffe, die in erster Linie für die industrielle Verarbeitung genutzt werden. Dazu gehören unter anderem Rohöl und andere fossile Energieträger, Edelmetalle wie Gold und Platin, Industriemetalle wie Kupfer und Eisen sowie Agrarprodukte wie beispielsweise Weizen, Kaffee und Orangen.
- Alternative Anlagen: Die in dieser Klasse zusammengefassten Anlageoptionen sind mehrheitlich für professionelle Investorinnen mit hohen Renditeerwartungen geeignet. Mit diesen Renditeerwartungen sind auch hohe Risiken verbunden. Zu den alternativen Anlagen gehören unter anderem Private Equity (direkte Investition in Unternehmen, die nicht an der Börse kotiert sind und Wachstumspotenzial aufweisen), Hedgefonds (meist riskante Anlagen mit spekulativen Elementen) und Sammelgegenstände (wie Kunstwerke, Oldtimer oder edle Weine). Rohstoffe und Immobilien werden hin und wieder auch den alternativen Anlagen zugerechnet. Von dieser Anlageklasse solltest du als Einsteigerin die Finger lassen.
💡 Mehr über das Investieren, was es dabei zu beachten gilt sowie Vor- und Nachteile der einzelnen Anlageklassen erfährst du in unserem Blogbeitrag «Geld anlegen für Neulinge – So gelingt dir der Start».
Anlagestrategien für Privatanlegerinnen und Privatanleger unterscheiden sich grundsätzlich in Bezug auf das Risiko, das sie beinhalten. Eine konservative oder passive Strategie fokussiert auf sichere Anlageklassen und nimmt dadurch geringere Gewinne in Kauf. Eine aktive oder aggressivere Anlagestrategie zielt dagegen auf eine möglichst hohe Rendite. Mit einer solchen Strategie sind jedoch deutlich höhere Risiken verbunden.
Jetzt fragst du dich: Welche Anlagestrategien gibt es denn?
Im Folgenden zeigen wir dir einige der verbreiteten Ansätze für eine Anlagestrategie auf.
Anlagestrategien für verschiedene Risikobudgets
Wenn verschiedene Anlegerinnen und Anleger ihr Geld in einen gemeinsamen Topf einzahlen, sprechen wir von einem Anlagefonds. Wenn ein Fonds in mehr als nur eine Art von Wertpapieren investiert, zum Beispiel in Obligationen, alternative Anlagen und Cash oder in Aktien und Obligationen, ergibt das einen Anlagestrategiefonds, oft auch einfach Strategiefonds genannt. Gemeinhin unterscheidet man fünf Ausprägungen, die sich im Wesentlichen in der Höhe der Aktienquote unterscheiden: von unter 10 Prozent bis gegen 100 Prozent. Der Hauptvorteil dieser Strategie: Mit einem einzigen Produkt ist deine Investition bereits gut diversifiziert. Strategiefonds eignen sich für Einsteigerinnen.
In dieser Variante folgt die Geldanlage in ihrer Zusammensetzung einem Index. Das ist in den meisten Fällen ein Aktienindex wie der Schweizer SMI oder der Dow Jones, seltener Rohstoff- oder Branchenindizes. Sogenannte Indexfonds (ETFs) verschaffen dir relativ einfach einen Marktzugang mit sehr breiter Diversifizierung. Die Indexstrategie eignet sich für Einsteigerinnen.
«Kaufen und behalten» ist der Klassiker unter den Anlagestrategien, auf den schon der bekannte Investor Warren Buffet setzte. «Buy and hold» beruht auf der Erfahrung, dass sich Kursschwankungen langfristig praktisch immer ausgleichen. Wer auf diese Strategie setzt, kauft Wertpapiere, in der Regel Einzelaktien, und fasst sie möglichst lange nicht mehr an – und muss auch bei tagesaktuellen Verwerfungen ruhig Blut bewahren. Ein Anlagehorizont von mindestens sechs Jahren ist dabei Pflicht, zehn oder 15 Jahre sind besser. Die «Buy & Hold»-Strategie eignet sich für Einsteigerinnen und Fortgeschrittene gleichermassen.
Hier zählt die Grösse, meist von Unternehmen, die an der Börse kotiert sind. Wichtige Kenngrössen sind dabei unter anderem Marktwert, Umsatz und Gewinn. Hinter dieser Strategie steckt die Erwartung, dass solche Titel nur geringe Kursschwankungen verzeichnen. Die Idee: Wer so gross ist, ist auch stabil und wird sich selbst bei groben Tauchern schnell wieder erholen. Die Size-Strategie setzt auf Stabilität sowie ein tiefes Risiko und eignet sich für Einsteigerinnen.
Auch mit dieser Methode wandelst du in den Fusstapfen des «Börsenorakels» Warren Buffet. Dabei setzt du auf Anlagen, die aktuell unterbewertet sind, aber Potenzial für Wertsteigerungen haben. Diesen Wertzuwachs gilt es durch genaue Analysen des Unternehmens und seiner Leistungsdaten sowie seines Marktumfelds zu ermitteln. Betriebswirtschaftliche und umfangreiche Marktkenntnisse sind Voraussetzung. Die Value-Strategie ist Profis vorbehalten.
Für diese Strategie braucht es einen guten Riecher, Risikobereitschaft und eine Portion Idealismus, denn hier investierst du in Bereiche, in denen du in den nächsten Jahren ein starkes Wachstum erwartest. Das sind oft junge Unternehmen oder Start-ups in zukunftsorientierten Tätigkeitsbereichen wie Umwelttechnologien oder künstliche Intelligenz. Allerdings gehst du da ein erhebliches Risiko ein, denn viele Jungunternehmen bleiben erfolglos. Wenn du nicht Profi bist, solltest du die Finger von der Growth-Strategie lassen.
Bei dieser Anlagestrategie heisst es: gegen den Strom schwimmen. Das Prinzip ist einfach: Wertpapiere kaufen, wenn alle verkaufen und die Kurse tief sind, halten, bis die Kurse wieder steigen, und dann wieder verkaufen. In der Praxis gestaltet sich dieser Ansatz jedoch etwas komplizierter. Zuerst müssen Unternehmen identifiziert werden, die an der Börse unterbewertet sind, aber Potenzial für Wertsteigerung haben. Die zentralen Werte einer Firma müssen besser sein als der Marktwert, damit sich das Investment lohnt. Doch dafür müssen antizyklisch Handelnde Geduld haben und den richtigen Zeitpunkt erwischen. Und selbst wenn sie das schaffen, gibt es keine Garantie, dass der Wert steigt und sich die spekulative Investition lohnt. Die antizyklische Anlagestrategie erfordert aktives Engagement und ist eher etwas für Fortgeschrittene.
Beim Gegenstück zur antizyklischen Strategie ist Schwimmen mit dem Strom angesagt. Die prozyklische Anlagestrategie, auch Momentum-Strategie genannt, setzt auf Werte, die sich aktuell nach oben entwickeln. Wer hier einsteigt, nutzt das Momentum einer Wertentwicklung aus. Sobald der Kurs wieder nachlässt, stossen die gewieften «Prozyklerinnen» die Wertpapiere wieder ab. Aber auch hier gilt es, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf zu erwischen. Das ist eher etwas für Fortgeschrittene.
Die Profis haben noch viele weitere Strategien in der Angebotsmappe, oft mit klangvollen Namen und angereichert mit viel Berechnungsbrimborium. Das sollte dich aber nicht verunsichern. Denn auch diese Profis geben zu, dass bei Geldanlagen immer ein Unsicherheitsfaktor bleibt und auch Strategien Erfolge nicht garantieren können.
Zielführender als die Suche nach der besten Anlagestrategie ist die Wahl einer Anlagestrategie, die zu dir, deinem Leben und deinen finanziellen Verhältnissen passt. Ehrliche Antworten zu den Fragen, die wir unten aufgelistet haben, helfen dir, eine gute Wahl zu treffen.
Deine finanziellen Verhältnisse
- Wie viel Geld stehen dir für Investitionen zur Verfügung?
- Wie gross darf ein Verlust sein?
- Wie lange kannst du auf welche Summe verzichten?
- Welche Pläne oder Wünsche hast du, die etwas kosten und quer zu einer längerfristigen Anlagestrategie stehen?
Dein Know-how und dein Wissensstand
- Willst du dich selbst laufend um deine Investitionen kümmern?
- Oder willst du einfach mal Geld anlegen und dann schauen, wie es kommt?
- Oder möchtest du Expertinnen und Experten mit dem Management deines Portfolios beauftragen?
- Hast du Zeit und Lust, dir das fehlende Fachwissen anzueignen?
Deine Einstellung und Lebenshaltung
- Wie sicher müssen und wie riskant dürfen deine Investitionen sein?
- Wie viel kannst du maximal riskieren?
- Wie gut verkraftest du Enttäuschungen und Verluste?
- Kümmerst du dich gerne um die Details, oder reicht dir ein Überblick?
- Wie viel Zeit möchtest du für dein Investment aufwenden?
- Bleibst du bei einer einmal getroffenen Entscheidung, oder hast du Mühe damit?
Du möchtest mehr wissen, hast spezifische Fragen zum Thema Anlegen oder hast bereits einen Investitionsplan ausgeheckt, möchtest aber noch mit Profis darüber reden. Bei uns findest du die passenden Ansprechpartnerinnen.
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- Passende Anlagestrategie finden – so geht das
- Investment verstehen und richtig planen
- Vermögen aufbauen: Wege zum langfristigen Erfolg