Steigende Bevölkerungszahlen stellen die Schweiz vor eine architektonische Herausforderung. Die Lösung heisst verdichtetes Bauen.
Die Schweizer Städte und Dörfer wachsen. Alleine die Bevölkerung des Kantons Zürich wird jährlich um durchschnittlich 25 000 Personen grösser. Diese Menschen müssen irgendwo wohnen. Doch die vorhandenen Bauzonen sind endlich. Zudem hat sich die Schweizer Bevölkerung an der Urne gegen die fortschreitende Zersiedlung der Landschaft ausgesprochen. Die Zauberformel lautet: verdichtetes Bauen oder Siedlungsentwicklung nach innen. Wir zeigen an konkreten Beispielen, welche Möglichkeiten die Verdichtung bietet.
Ein Flachdach soll neu abgedichtet und komplett saniert werden. Angesichts der hohen Kosten, die überdies keine Wertsteigerung erlauben, ergreifen die Eigentümer die Gelegenheit und setzen eine zusätzliche Wohnung aufs Dach. Die neue Wohnung ergänzt die acht bestehenden, das ganze Gebäude erfährt eine Aufwertung.
An eine bestehende Überbauung werden zwei Neubauten angefügt. Die Herausforderung dabei: Die strukturelle Stabilität des bestehenden Gebäudes darf dadurch nicht beeinträchtigt werden. Zudem erlauben die Bauvorschriften an diesem Standort nur eine Höhe von vier Stockwerken.
Die enge Zusammenarbeit mit der lokalen Kulturgüterkommission macht eine Ausnahmeregelung bei den Bauvorschriften möglich. Dadurch kann die Gesamthöhe des Komplexes den fünfstöckigen Nachbarbauten angepasst, die städtische Struktur des Quartiers bewahrt und gleichzeitig Wohnfläche gewonnen werden. Die Typologien sind so gestaltet, dass die gemeinsamen Wände mit den Nachbarbauten im Innern sichtbar werden; entweder im Treppenhaus – bei den gebäudequerenden Wohnungen – oder in den Wohnzimmern.
Ein wahrer Platzverschwender in Ballungsgebieten ist der Privatverkehr. Auf Strassen und Parkplätzen beanspruchen Autos einen grossen Teil des Raumes. Vor diesem Hintergrund ist es auch hinsichtlich der Raumökonomie mehr als plausibel, eine Siedlung komplett autofrei zu gestalten. Den 300 Bewohnerinnen und Bewohnern stehen lediglich zehn Autoparkplätze zur Verfügung (inklusive der Plätze für Carsharing und Besucher). Dafür gibt es 500 Parkplätze für Fahrräder in einem Zwischengeschoss, das vom Erdgeschoss aus erreichbar ist.
Sämtliche Gebäude entsprechen den Grundsätzen der 2000-Watt-Gesellschaft: Die Balkone schützen im Sommer vor Überhitzung und sichern im Winter eine passive Wärmezufuhr. Auf den Dächern dienen 1300 m² Kollektoren der Gewinnung von Strom und Warmwasser. Der im Sommer erzielte Wärmeüberschuss wird im Erdreich gespeichert und im Winter von dort wieder entnommen. Eine über die Fotovoltaik-Anlage gespeiste Wärmepumpe liefert die Heizenergie. Die Gebäude bestehen aus Holz und Beton, wobei darauf geachtet wurde, möglichst viel rezyklierten Beton und FSC-zertifiziertes Schweizer Holz zu verbauen.
Ein Einfamilienhaus aus den 1930er-Jahren soll so renoviert und aufgestockt werden, dass es schlussendlich aus drei Wohnungen besteht. Dabei sollen die räumlichen Qualitäten der Liegenschaft wie auch die grosse Grünfläche erhalten bleiben.
In einem ersten Schritt wird der Estrich zu einem richtigen Stockwerk ausgebaut. Die Wände innerhalb der Wohnungen werden herausgebrochen und so angeordnet, dass offene, helle Räume entstehen. Die Erweiterung der Villa erfolgt zur Strasse hin, die in einem rechten Winkel zur Parzelle verläuft. Dadurch öffnet sich für die Bewohnerinnen und Bewohner die Aussicht zur Stadt. Jede der drei neuen Wohnungen verfügt über einen eigenen Eingang. Der gemeinsame Garten ist Spielplatz für die Kinder und Begegnungsort für die Erwachsenen.
Zwei Scheunen, die lange Zeit als Stall und Lagerräume genutzt wurden, stehen leer. Nach dem Kauf der Parzelle beschliessen die Söhne des Eigentümers, die Scheunen umzubauen und mit ihren Familien darin einzuziehen.
Dank der Lage und der geometrischen Schlichtheit der Bauten entstehen zwei Wohnungen, die mit modernen Wohnvorstellungen in Einklang stehen. Die beiden gebäudequerenden Wohnungen verfügen über eine Ost-West-Ausrichtung und geben den Blick auf die Landschaft frei. Die komfortable Höhe der Scheunen bietet einen zusätzlichen Vorteil: Sie macht eine Erweiterung von zwei auf drei Geschosse möglich. Die ursprünglichen Materialien der Fassaden und auch die Mehrheit der sonnengegerbten Holzlatten bleiben auch nach der Fertigstellung erhalten.
Exkurs: Bauernhaus umbauen
Kachelofen, alte Balken und gemütliche Holzwände: Alte Bauernhäuser und Stöckli haben einen besonderen Charme. Gerade deshalb ist der Umbau in ein normales Wohnhaus sehr beliebt. Doch wie viel Umbau darf sein, ohne dass der Reiz des alten Hauses verloren geht? Bei dieser Frage helfen Ihnen spezialisierte Architekten. Diese kennen sich mit der alten Bausubstanz aus und wissen, welche Massnahmen auch statisch möglich sind. Wer eine Scheune umbaut, kann beispielsweise die besondere Gebäudeart mit einem offenen Dachstock und dem Beibehalten der originalen Wände ehren.
Denkmal- und Heimatschutz
Der Charme eines älteren Hauses ist oftmals Teil des Denkmalschutzes. In der Schweiz definieren die Denkmalpflege und der Heimatschutz der Kantone, welche Gebäude schützenswert sind. Als ersten Schritt sollten Sie daher überprüfen, ob Ihre Liegenschaft dazugehört. Hier finden Sie heraus, ob Ihre Wohngemeinde als schützenswertes Ortsbild gilt. Ausserdem finden Sie dort Links zu den Inventaren der verschiedenen Kantone. Um sicherzugehen, sollten Sie bei der zuständigen Behörde nachfragen. Falls Ihre Liegenschaft geschützt ist, müssen Sie Ihr Bauvorhaben direkt mit der Denkmalpflege besprechen. Diese offeriert eine kostenlose Beratung. Falls Sie bereits einen Architekten gewählt haben, sollte dieser Sie begleiten. Wenn sich aus dem Umbau keine Nutzungsänderung der Räume ergibt, benötigen Sie keine Baubewilligung. Auch hier gilt: Fragen Sie lieber einmal mehr beim zuständigen Bauamt nach.
Genehmigung für den Stall oder die Scheune
Gebäude, welche nicht zu Wohnzwecken erbaut wurden, dürfen nicht ohne Weiteres zu Wohnhäusern umgebaut werden. Ställe, Scheunen und Schuppen fallen in die Kategorie «Landwirtschaftliche Ökonomiebauten». Diese befinden sich oft nicht in einer Bauzone. In diesem Fall benötigen Sie für Ihr Bauprojekt als Erstes die Einwilligung des Bauamts. Im Sinne des verdichteten Bauens erlauben aber immer mehr Kantone, solche Nutzbauten in Wohnräume zu verwandeln.
Da es sich beim Umbau einer Scheune in jedem Fall um eine Nutzungsänderung handelt, brauchen Sie eine Baubewilligung. Diese beantragen Sie ebenfalls beim Bauamt Ihrer Gemeinde.
Und Ihr Projekt?
Bestehendes hinterfragen, Neues wagen – Verdichtung bietet viele Möglichkeiten. Haben Sie ein Projekt, das Sie gerne realisieren möchten? Kontaktieren Sie uns. Die Expertinnen und Experten der Baloise beraten Sie gerne bei der Finanzierung Ihres Bauvorhabens.