Schweizer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Prüfstand
Die Schweizer Wirtschaft ist die wettbewerbsfähigste der Welt. Zu diesem Ergebnis kommt das World Competitiveness Ranking 2021 der Wirtschaftshochschule IMD in Lausanne. Seit 1989 untersuchen die Wissenschaftler einmal im Jahr, wie die 64 grössten Volkswirtschaften der Welt als Wirtschaftsstandorte performen. Erstmals kann sich die Schweiz Platz 1 sichern – und das vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Laut Studie geht die Schweiz gestärkt aus der Krise hervor, und liegt damit im Ranking vor Schweden und Dänemark. Zwei der grössten Herausforderungen im Krisenjahr seien die Wahrung der Finanzstabilität sowie eine schnelle wirtschaftliche Erholung gewesen, so das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO).
Während die Weltwirtschaft von der Pandemie hart getroffen wurde, habe die Schweiz beim Krisenmanagement Augenmass bewiesen. Dies spiegle sich in der Weltrangliste wider, ist Arturo Bris, Finanzwissenschaftler und Direktor des IMD World Competitiveness Center, überzeugt. Schliesslich messe sich Wettbewerbsfähigkeit an längerfristigen Auswirkungen: „Obwohl die Schweiz die Pandemie zunächst nur zögerlich bekämpfte, hat sie ihr zukünftiges Wirtschaftswachstum nicht gefährdet, weil sie eine disziplinierte Finanzstrategie verfolgt hat, indem sie nicht zu viel ausgab."
Die Wissenschaftler des IMD World Competitiveness Center identifizierten gewisse Faktoren, die wirtschaftliche Resilienz fördern und langfristig krisensicher machen. Demnach sei Innovation die Grundlage für die langfristige Leistungsfähigkeit eines Landes. Vor allem in den Bereichen Bildung und Forschung kann die Schweiz punkten. Beispielsweise sind die Investitionen in die Bildung pro Schüler deutlich gestiegen, von 21.689 auf 24.324 USD, so die Studie. Zudem ist der Innovationsgeist der Schweizer ungebrochen: Trotz Pandemie wurden in der Schweiz europaweit erneut die meisten Patente pro Kopf angemeldet. Mit 966 Anmeldungen pro Million Einwohner liegt auch hier die Schweiz vor Schweden (434) und Dänemark (410) – mit grossem Abstand. Ein weiterer, wichtiger Faktor, der der Schweiz eine Resilienz im Krisenjahr 2020 bescheinigt, ist die Gesundheitsinfrastruktur. Diese wird laut Studie von wohlhabenden Volkswirtschaften, wie der Schweiz, mit einem starken sozialen Netz dominiert. Darüber hinaus stammen dem Europäischen Patentamt (EPA) zufolge die meisten Schweizer Erfindungen aus dem Gesundheitswesen, darunter Medizintechnik, Arzneimittel und Biotechnologie.
Auch bei dem Thema Talente haben die Schweizer die Nase vorn. Zum fünften Mal in Folge führt die Schweiz das World Talent Ranking der IMD an, und setzt sich damit gegen 63 andere Länder durch. Laut Studie ist und bleibt die Schweiz damit das Land, dass einerseits ausgezeichnete Talente selbst hervorbringt und andererseits eine grosse Anziehungskraft auf hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland ausübt. Geht es um Berufe im Dienstleistungssektor, weiss die Schweiz im Ländervergleich vor allem bei der Vergütung zu überzeugen.
Macht der Dienstleistungssektor doch rund 76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Schweiz aus, die Industrie knapp 21 Prozent und die Landwirtschaft weniger als 3 Prozent. Auch in Sachen digitaler Wettbewerbsfähigkeit konnten sich die Schweizer während der Pandemie behaupten. Im internationalen Vergleich sichert sich die Schweiz Platz 6, und glänzt unter anderem in der Kategorie Wissen, also der Fähigkeit, neue Technologien zu verstehen und für den digitalen Wandel zu nutzen.