Inflation auf dem Rückzug?
Schwache Arbeitsmarktdaten in den USA haben Rezessionsängste ausgelöst. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich entschleunigen, aber das Rezessionsrisiko schätzen wir aktuell als gering ein. Die US-Wirtschaft dürfte in diesem Jahr um robuste 2,6 Prozent wachsen.
Schwach hingegen zeigt sich die deutsche Wirtschaft. Sie ist seit der Pandemie kaum gewachsen. Gründe dafür sind u.a. die Energiekrise, das eingetrübte Verbraucher- und Geschäftsklima, erhöhte Finanzierungskosten und die schwindende Wettbewerbsfähigkeit. Dämpfend wirkte auch die schwache Nachfrage aus China im vergangenen Jahr. Im Vergleich zu Deutschland steht die Schweiz besser da. Die schwächere Nachfrage aus der EU und China hat aber auch in der Schweizer Industrie Spuren hinterlassen.
Ein Lichtblick kommt nun aus China. Die chinesische Regierung hat im September umfassende Massnahmen ergriffen, um die Wirtschaft anzukurbeln und das Vertrauen in den Immobiliensektor wiederherzustellen. Wir glauben, dass dies der Anfang einer Reihe von Massnahmen ist.
Die Teuerung in der Schweiz liegt bereits seit Sommer 2023 im Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die SNB senkte daher im September den Leitzins zum dritten Mal. Die nächste Zinssenkung der SNB erwarten wir im Dezember.
Auch in der Eurozone lag die Inflation im September erstmals seit mehr als drei Jahren unter der Zielmarke von 2 Prozent. Dies gibt der Europäischen Zentralbank (EZB), die in diesem Jahr bereits zweimal die Zinsen gesenkt hat, mehr Spielraum für eine weitere Lockerung. Bis zum Jahresende erwarten wir noch zwei weitere Zinsschritte der EZB.
Die US-Notenbank senkte im September zum ersten Mal die Zinsen, und zwar gleich um 50 Basispunkte. Bis Ende 2024 werden weitere Reduktionen von insgesamt einem halben Prozentpunkt erwartet.
Allerdings bestehen weiterhin Risiken für einen Inflationsrückgang aufgrund der Lage im Nahen Osten und eines Handelskriegs im Falle einer Wiederwahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten.
Im August kam es aufgrund von Rezessionsängsten, der Enttäuschung über den KI-Trend und der Zinserhöhung in Japan zu Panik an den Börsen. Diese war jedoch kurzlebig. Die globalen Aktienmärkte verzeichneten zum Quartalsende eine positive Performance, und für das vierte Quartal wird ein positives Umfeld erwartet.
Die chinesischen Wirtschaftsmassnahmen haben den chinesischen Aktienmarkt bereits belebt, und weitere fiskalpolitische Massnahmen könnten die Aktien in China und den Schwellenländern weiter stützen.
Die US-Wahlen im November könnten zu mehr Volatilität führen. Mittelfristig dürfte aber die Zinspolitik der US-Notenbank bedeutender sein. In der Vergangenheit waren Zinssenkungen in den USA ein starker positiver Treiber für den US-Aktienmarkt, wenn die Wirtschaft nicht in einer Rezession war.
Auch für Anleihen ist grundsätzlich mit einem positiven Marktumfeld zu rechnen. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Regionen und Sektoren. So sind bei Unternehmen aus europäischen Schlüsselbranchen wie Automobil, Chemie und Bau in den kommenden Monaten kaum positive Überraschungen zu erwarten.
Die tiefen Kreditaufschläge auf Hochzinsanleihen in Euro und US-Dollar machen dieses Segment weniger attraktiv. Investment-Grade-Anleihen in Euro und Schweizer Franken aus dem oberen Ratingsegment erachten wir hingegen derzeit als attraktiv.
Im dritten Quartal hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar an Wert gewonnen. Besonders während der Panik Anfang August hat sich der Franken als sicherer Hafen bewährt. Der US-Dollar hat aufgrund der Zinswende in den USA an Attraktivität verloren und sich gegenüber dem Franken um 6,5 Prozent abgewertet. Eine Wende dieses Trends ist nicht zu erwarten. Die Aussichten für den US-Dollar und den Euro sind aufgrund der sinkenden US-Zinsen bzw. der schwächelnden EU-Wirtschaft verhalten. Die Frankenstärke dürfte somit anhalten. Die SNB ist jedoch bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren.
Die positive Performance von Schweizer Immobilienfonds und -aktien hat sich im dritten Quartal fortgesetzt. Die fallenden Zinsen dürften sich auch in den letzten Monaten des Jahres positiv auf die Anlageklasse auswirken.
Der Nachfrageüberhang nach Wohnungen ist nach wie vor hoch. Angesichts der reduzierten Bautätigkeit wird sich dies auch in naher Zukunft nicht ändern. Die Folge sind sinkende Leerstände und steigende Angebotsmieten.
Beim Büroflächenmarkt werden keine grösseren Verschiebungen erwartet. Nachfrageseitig gibt es regionale Unterschiede sowie eine Differenz zwischen innerstädtischen und peripheren Lagen.
Melanie Rama
Head of Economic Research
melanie.rama@baloise.com
Dominik Sacherer
Portfolio Manager Fixed Income
dominik.sacherer@baloise.com
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