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Blog für institutionelle Anleger Risiken und Opportunitäten: Zinsen, Geopolitik und China
Asset Management 23. Mai 2024
Die Aktienmärkte in den USA und Europa haben in den letzten Monaten neue Allzeithochs erreicht. Gleichzeitig sind aber die Inflationsängste wieder aufgeflammt. Auf welche Risiken und Chancen sollten Anlegerinnen und Anleger in den kommenden zwölf Monaten achten? Diese Fragen haben wir den Anlageexpertinnen und -experten von Baloise in unserer aktuellen Umfrage1 gestellt. 
Zinsen

Die grössten Marktrisiken sehen unsere Expertinnen und Experten in Bezug auf das Zinsumfeld, die Geopolitik und China. In diesen Bereichen sowie im Bereich der künstlichen Intelligenz sehen sie aber auch Chancen für Anlegerinnen und Anleger. 

Finanzmärkte - Chancen und Risiken:

  

Höher für länger: Das Risiko steigender Kreditausfälle

Insbesondere in den USA erweist sich die Inflation als hartnäckiger als erwartet. Die US-Notenbank dürfte daher mit Zinssenkungen zuwarten. Auch im Euroraum werden weniger Zinssenkungen als noch zu Jahresbeginn erwartet. Für Konsumentinnen und Konsumenten sowie Unternehmen bedeutet dies, dass sie noch länger mit hohen Finanzierungskosten konfrontiert sein werden. Das trifft vor allem Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil und zinssensitive Branchen. Die Gefahr steigt, dass Unternehmen ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können und es zu vermehrten Kreditausfällen kommt.  

Der Gesamtmarkt zeigt derzeit ein ruhiges Bild in Bezug auf die Entwicklung der Kreditrisiken. Die Anzahl der Insolvenzen steigt tendenziell an, allerdings teilweise von einem niedrigen Niveau aus. Stresssignale sind jedoch inzwischen bei schwächeren Unternehmen im Euroraum zu erkennen. So sind die Kreditaufschläge auf EUR-Hochzinsanleihen mit CCC-Rating seit Ende Februar deutlich gestiegen, während die Risikoprämien für Investment-Grade-Anleihen weiter gesunken sind. 

Im zinssensitiven Immobiliensektor ist der Druck des höheren Zinsumfelds insbesondere bei Gewerbeimmobilien spürbar. Die höheren Zinsen in Kombination mit dem Trend zu mehr Homeoffice und Onlinehandel haben in weiten Teilen Europas wie auch der USA zu sinkenden Preisen geführt. Im Euroraum sind sie seit der ersten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) um mehr als elf Prozent gesunken. Aufsichtsbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks nehmen daher Finanzinstitute ins Visier, die in ihren Bilanzen eine hohe Konzentration von Gewerbeimmobilien aufweisen, um die Ansteckungsgefahr für den Finanzsektor zu minimieren. Der Schweizer Markt ist aufgrund der deutlich geringer ausgefallenen Zinserhöhungen weniger betroffen.  

Die gute Nachricht: In Europa dürfte sich die Lage bald entspannen. Wir erwarten, dass die EZB noch vor der Fed die Zinswende einläutet. Und zwar schon im nächsten Monat. In der Schweiz hat die Schweizerische Nationalbank bereits im März mit der Lockerung der Zinspolitik begonnen. 

Geopolitik
Geopolitik als Inflationsrisiko, aber auch als Opportunität

Die geopolitische Unsicherheit ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Kriege in der Ukraine und in Gaza bergen Eskalationsgefahr. Gleichzeitig bleiben die internationalen Beziehungen zwischen China und den USA angespannt.  

An den Märkten spiegeln sich die geopolitischen Risiken primär an den Rohstoffmärkten wider. Ein starker Anstieg der Energiepreise und eine erneute Störung der globalen Lieferketten könnten die Inflationsraten nochmals spürbar erhöhen, zumal der Anstieg der Energiepreise in den letzten Monaten den Inflationsdruck bereits wieder verstärkt hat.

Eine Entspannung der weltpolitischen Lage hat gleichzeitig das Potenzial, den Aktienmärkten positive Impulse zu geben. Die meisten unserer Investmentexpertinnen und -experten sehen darin sogar die grösste Chance für die Märkte. So dürfte der Rückgang der geopolitischen Risikoprämien an den Energiemärkten auch den immer wiederkehrenden Inflationsängsten entgegenwirken. 

China
China als Impulsgeber

Der chinesische Immobiliensektor befindet sich seit drei Jahren in einer Krise. Die Schwäche hat sich graduell auf die Gesamtwirtschaft ausgeweitet. Auch die Lockerung der strikten Corona-Massnahmen Ende 2022 führte nicht zum erhofften Aufschwung. Die weitere Entwicklung der zweitgrössten Wirtschaft dürfte bedeutende Impulse für die Welt setzen.  

Verschiedene Massnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft wurden umgesetzt. Im Vergleich zu früheren Krisen ist das Ausmass der staatlichen Unterstützung jedoch deutlich geringer, da die Regierung eine Schrumpfung des Immobiliensektors auf eine nachhaltige Grösse anstrebt. Damit die Regierung ihr ehrgeiziges Ziel eines Wirtschaftswachstums von rund fünf Prozent erreichen kann, könnten stärkere Konjunkturprogramme notwendig werden. Dies würde nach Ansicht unserer Anlagespezialistinnen und -spezialisten den Aktienmärkten auch ausserhalb Chinas positive Impulse verleihen. Die asiatischen Schwellenländer, aber auch Europa würden von einem stärkeren China profitieren.  

Künstliche Intelligenz ist mehr als ein Hype

96 Prozent der befragten Expertinnen und Experten glauben, dass künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten zwölf Monaten ein wichtiger Treiber für Aktien bleiben wird. Es wird noch einige Zeit dauern, bis der erhoffte Produktivitätsschub durch KI in der Wirtschaft messbar wird. Die Euphorie über den technologischen Fortschritt könnte jedoch auf andere Sektoren – wie zum Beispiel im Gesundheitswesen in Bezug auf Diagnostik – übergreifen und deren Aktienkurse beflügeln. 

Künstliche Intelligenz
KI ist mehr als ein Hype

96 Prozent der befragten Expertinnen und Experten glauben, dass künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten zwölf Monaten ein wichtiger Treiber für Aktien bleiben wird. Es wird noch einige Zeit dauern, bis der erhoffte Produktivitätsschub durch KI in der Wirtschaft messbar wird. Die Euphorie über den technologischen Fortschritt könnte jedoch auf andere Sektoren – wie zum Beispiel im Gesundheitswesen in Bezug auf Diagnostik – übergreifen und deren Aktienkurse beflügeln. 

  

 

 

[1] In einer Umfrage von Mitte März bis Mitte April wurden 27 Anlageexpertinnen und -experten zu den grössten Marktrisiken und -chancen befragt.

Autorin

Melanie Rama 
Head of Economic Research 

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